Die Regulierung von KI-Medizinprodukten unterscheidet sich in der EU und den USA grundlegend. Während die EU auf strenge Vorschriften wie die MDR, IVDR und den kommenden AI Act setzt, verfolgt die FDA in den USA einen zentralisierten und flexibleren Ansatz. Diese Unterschiede betreffen die Zulassungsdauer, Anforderungen an Algorithmus-Updates und die Überwachung nach Markteinführung.

Wichtige Unterschiede:

  • EU: Dezentrale Prüfung durch Notified Bodies, strenge Vorab-Bewertungen, hohe Transparenzanforderungen.
  • USA: Zentralisierte FDA-Zulassung, schnellere Prozesse, kontinuierliche Updates durch vordefinierte Änderungspläne.

Herausforderungen für Unternehmen:

  • Unterschiedliche Definitionen und Standards.
  • Doppelte Datenschutzanforderungen (DSGVO vs. HIPAA).
  • Abweichende Qualitätsmanagementsysteme (ISO 13485 vs. 21 CFR Part 820).

Strategien für den Markteintritt:

  • Modularer Entwicklungsansatz für Kernfunktionen und regionale Compliance.
  • Nutzung von FDA-Daten für die EU-Zulassung.
  • Partnerschaften mit lokalen Beratungsfirmen und Behörden.

Ein klarer Überblick über beide Systeme hilft, regulatorische Hürden effizient zu meistern und Markteintrittsstrategien anzupassen.

The EU Artificial Intelligence Act and Medical Device Regulation with Andrea Biasiucci

EU-Regulierungsrahmen für KI-Medizinprodukte

Das europäische Regulierungssystem für KI-Medizinprodukte basiert auf einem vielschichtigen Ansatz, bei dem verschiedene Rechtsakte ineinandergreifen. Dieses System sorgt für hohe Sicherheitsstandards, bringt jedoch auch erhebliche Herausforderungen für Hersteller mit sich. Im Folgenden werfen wir einen genaueren Blick auf die zentralen rechtlichen Grundlagen.

Kernvorschriften: MDR, IVDR und KI-spezifische Regelungen

Die Medical Device Regulation (MDR) und die In Vitro Diagnostic Regulation (IVDR) bilden seit dem 26. Mai 2021 bzw. 26. Mai 2022 die Basis für die Regulierung von Medizinprodukten in der EU. Beide Verordnungen nutzen ein risikobasiertes Klassifizierungssystem, das von Klasse I (niedriges Risiko) bis Klasse III (höchstes Risiko) reicht. Produkte der höchsten Klasse unterliegen den strengsten Anforderungen.

Zusätzlich arbeitet die EU an spezifischen Regelungen für den Einsatz von künstlicher Intelligenz im Gesundheitswesen. KI-Systeme in diesem Bereich werden meist als Hochrisiko-Anwendungen eingestuft und unterliegen daher besonders strengen Vorgaben. Hersteller müssen sowohl allgemeine als auch KI-spezifische Anforderungen erfüllen. Besonders anspruchsvoll wird es bei adaptiven KI-Systemen, die sich durch maschinelles Lernen weiterentwickeln. Solche Systeme erfordern eine ständige Überwachung, und wenn wesentliche Änderungen an den Leistungsparametern auftreten, kann eine erneute Konformitätsbewertung nötig werden.

Die Klassifizierung von KI-Medizinprodukten richtet sich nach ihrem Verwendungszweck und dem damit verbundenen Risiko. Zum Beispiel wird ein KI-System, das Radiologen bei der Diagnostik unterstützt, als risikoreicher eingestuft als ein System, das lediglich administrative Aufgaben übernimmt.

Benannte Stellen und nationale Behörden

Benannte Stellen (Notified Bodies) spielen eine Schlüsselrolle im Zulassungsverfahren der EU. Sie werden von den Mitgliedstaaten benannt und sind für die Konformitätsbewertung von Medizinprodukten der Klassen IIa, IIb und III zuständig. Bei KI-Medizinprodukten prüfen sie neben den allgemeinen Anforderungen auch spezifische Kriterien, die sich auf die KI-Technologie beziehen.

Nationale Behörden wie das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) in Deutschland überwachen den Markt und greifen bei Sicherheitsproblemen ein. Ein Vorteil des EU-Systems ist die gegenseitige Anerkennung von Zertifizierungen: Ein von einer deutschen benannten Stelle zertifiziertes Produkt kann in allen EU-Mitgliedstaaten vertrieben werden.

Die Zusammenarbeit zwischen den Behörden wird durch Gremien wie die Medical Device Coordination Group (MDCG) koordiniert. Diese Abstimmung soll eine einheitliche Auslegung der Vorschriften sicherstellen, kann jedoch auch zu längeren Entscheidungsprozessen führen. Insgesamt bildet diese Struktur die Grundlage für die strengen Anforderungen an Marktüberwachung und Compliance, die im nächsten Abschnitt näher erläutert werden.

Marktüberwachung und Compliance-Anforderungen

Die EU setzt auf eine umfassende Marktüberwachung, die bereits vor der Markteinführung eines Produkts beginnt und den gesamten Lebenszyklus umfasst. Hersteller von KI-Medizinprodukten müssen detaillierte technische Dokumentationen vorlegen, die die Entwicklung, Validierung und Risikobewertung des Produkts vollständig abdecken.

Ein zentraler Bestandteil ist das Post-Market Clinical Follow-up (PMCF), das für die meisten Produkte verpflichtend ist. Hierbei werden Daten zur tatsächlichen Leistung des Systems im klinischen Alltag gesammelt und ausgewertet. Für adaptive KI-Systeme kann dies bedeuten, dass Änderungen am Algorithmus als wesentliche Modifikationen gelten und eine erneute Konformitätsbewertung erforderlich machen.

Die Unique Device Identification (UDI) sorgt für eine eindeutige Identifikation und Nachverfolgbarkeit jedes Produkts. Bei softwarebasierten KI-Systemen bedeutet dies, dass jede Version einzeln registriert werden muss, um eine schnelle Reaktion der Behörden bei Problemen zu ermöglichen.

Ein kontinuierliches Risikomanagement nach ISO 14971 ist unerlässlich, da sich die Entscheidungsprozesse von KI-Systemen dynamisch verändern können. Hersteller müssen nachweisen, dass sie algorithmische Risiken angemessen bewertet und kontrolliert haben.

Die Meldepflichten bei Zwischenfällen sind in der EU besonders streng. Schwerwiegende Vorfälle müssen innerhalb von 15 Tagen gemeldet werden. Bei KI-Systemen kann bereits eine unerwartete Fehlklassifikation als Vorfall gelten, vor allem wenn sie zu einer falschen Behandlungsentscheidung führt.

US-Regulierungsrahmen für KI-Medizinprodukte

Das Regulierungsmodell der USA für KI-Medizinprodukte ist stark zentralisiert: Die Food and Drug Administration (FDA) übernimmt die alleinige Verantwortung für die Zulassung und Überwachung. Dieses System bringt sowohl Herausforderungen als auch Vorteile mit sich. Im Folgenden werden die wichtigsten Vorschriften, Zulassungsverfahren und Überwachungsmechanismen erläutert.

FDA-Befugnisse und zentrale Vorschriften

Die FDA reguliert Medizinprodukte auf Grundlage des Federal Food, Drug, and Cosmetic Act sowie der Vorschriften des 21 CFR. Besonders relevant für KI-Medizinprodukte ist die Klassifizierung als Software as a Medical Device (SaMD). Für diese Kategorie hat die FDA spezifische Leitlinien entwickelt, die sich an einer umfassenden Risikobewertung orientieren.

Ein entscheidender Schritt war die Veröffentlichung des AI/ML Action Plan im Januar 2021. Dieser Plan skizziert die Strategie der FDA für die Regulierung von Systemen mit künstlicher Intelligenz (KI) und maschinellem Lernen (ML) und setzt auf einen lebenszyklus-orientierten Ansatz. Damit wird eine kontinuierliche Überwachung und Anpassung der Systeme ermöglicht[1][4].

Ein weiterer Schwerpunkt der FDA liegt auf den sogenannten Good Machine Learning Practices (GMLP). Diese Richtlinien sollen sicherstellen, dass KI-Modelle zuverlässig, stabil und frei von Verzerrungen sind[1].

Zulassungsverfahren und Leistungsüberwachung

Das US-amerikanische System nutzt speziell auf KI abgestimmte Prüfverfahren, die den dynamischen Eigenschaften solcher Technologien Rechnung tragen. Ein zentrales Instrument sind die Predetermined Change Control Plans (PCCPs). Diese erlauben es Herstellern, geplante Algorithmus-Updates innerhalb zuvor genehmigter Parameter durchzuführen, ohne dass eine erneute Einreichung erforderlich ist[1][2][3][4].

Für die Überwachung der Leistung von KI-Systemen setzt die FDA auf Real-World Evidence (RWE). Diese Daten stammen aus elektronischen Patientenakten, Registern und Gerätedaten und ermöglichen es, die tatsächliche Performance im klinischen Alltag zu bewerten. Dies hilft, Probleme wie algorithmische Drift oder Verzerrungen frühzeitig zu erkennen und anzugehen. Zusätzlich verpflichtet die U.S. Quality System Regulation (QSR) gemäß 21 CFR Part 820 die Hersteller zu einer kontinuierlichen Überwachung der Systemleistung[2].

Flexibilität und Anpassungsfähigkeit des US-Systems

Das Total Product Lifecycle (TPLC)-Modell der FDA ist speziell auf KI/ML-basierte SaMDs zugeschnitten und umfasst alle Phasen – von der Entwicklung bis hin zur Marktüberwachung[1][4]. Dieses Modell ermöglicht eine laufende Beobachtung und Steuerung der Systemleistung. Hersteller müssen dabei robuste Datenpipelines und Analysesysteme aufbauen, um RWE in ihre Qualitätsmanagementsysteme (QMS) und die Überwachung der PCCPs zu integrieren[1]. Diese kontinuierliche Feedbackschleife trägt dazu bei, Sicherheit und Wirksamkeit der Produkte langfristig zu gewährleisten.

Dieser lebenszyklus-orientierte Ansatz unterscheidet sich deutlich vom europäischen Modell, auf das im weiteren Verlauf näher eingegangen wird.

EU vs USA Regulatory Comparison

Die regulatorischen Ansätze der EU und der USA für KI-Medizinprodukte unterscheiden sich grundlegend in ihrer Struktur und Herangehensweise. Diese Unterschiede prägen die Zulassungsverfahren und beeinflussen direkt die Entwicklung und den Markteintritt solcher Produkte.

Hauptunterschiede der Regulierungsansätze

In den USA liegt die Verantwortung zentral bei der FDA, die einheitliche Standards und schnellere Entscheidungsprozesse ermöglicht. Im Gegensatz dazu ist die Regulierung in der EU dezentral organisiert: Notified Bodies und nationale Behörden übernehmen die Verantwortung, was zu unterschiedlichen Auslegungen und längeren Bearbeitungszeiten führen kann.

Auch bei der Risikobewertung gibt es klare Unterschiede. Die FDA behandelt KI-Medizinprodukte oft als Software as a Medical Device (SaMD) und nutzt eine risikobasierte Klassifizierung. Die EU setzt auf das etablierte System der Medical Device Regulation (MDR), ergänzt durch die spezifischen Anforderungen des AI Act.

EU vs USA Vergleichstabelle

Aspekt EU USA
Regulierungsbehörde Dezentral (Notified Bodies, nationale Behörden) Zentral (FDA)
Hauptvorschriften MDR, IVDR, AI Act Federal Food, Drug, and Cosmetic Act, 21 CFR
Zulassungsdauer 12-24 Monate (je nach Notified Body) 6-12 Monate (FDA direkt)
Algorithmus-Updates Neue Konformitätsbewertung erforderlich PCCPs ermöglichen kontinuierliche Updates
Post-Market-Überwachung EUDAMED-Meldungen, nationale Vigilance-Systeme Real-World Evidence (RWE), kontinuierliches Monitoring
Cybersicherheit Explizite Anforderungen im AI Act Integriert in QSR (21 CFR Part 820)
Transparenz Hohe Transparenzanforderungen, erklärbare KI Fokus auf Leistungsnachweis und Sicherheit
Marktüberwachung Fragmentiert zwischen Mitgliedstaaten Einheitlich durch FDA

Diese Unterschiede haben erhebliche Auswirkungen auf die Produktentwicklung und die jeweilige Markteintrittsstrategie.

Auswirkungen auf Markteintritt und Entwicklung

Die Wahl zwischen EU und USA als Zielmarkt beeinflusst die Entwicklungsstrategie entscheidend. Die zentralisierte Struktur der FDA ermöglicht schnellere Zulassungen und geringere Kosten durch iterative Updates. Im Gegensatz dazu führt das fragmentierte System der EU häufig zu Verzögerungen und höheren Kosten, da wesentliche Änderungen eine erneute Konformitätsbewertung erfordern.

Besonders bei maschinellem Lernen zeigt sich der Unterschied deutlich: Während in den USA iterative Updates durch PCCPs (Predetermined Change Control Plans) erleichtert werden, verlangt die EU bei jeder wesentlichen Änderung eine neue Bewertung. Dies erfordert von Unternehmen duale Qualitätsmanagementsysteme, die sowohl den Anforderungen der EU als auch der USA gerecht werden.

Für eine erfolgreiche strategische Planung ist es daher unerlässlich, die regulatorischen Anforderungen beider Regionen frühzeitig zu berücksichtigen. Dies schließt separate Dokumentations- und Qualitätsmanagementprozesse ein, um die Marktzugangsbarrieren zu minimieren und die Effizienz zu maximieren.

Grenzüberschreitender Marktzugang: Herausforderungen und Lösungen

Der Eintritt in internationale Märkte bringt oft mehr als nur kulturelle Unterschiede mit sich – besonders im Gesundheitswesen. Die regulatorischen Anforderungen variieren erheblich, und Unternehmen, die in mehreren Regionen tätig sind, stehen vor einer Vielzahl von rechtlichen und praktischen Hürden. Um diese Herausforderungen zu bewältigen, sind durchdachte Strategien erforderlich, die sowohl Konflikte vermeiden als auch den Marktzugang sichern.

Rechtliche Hindernisse und Definitionskonflikte

Ein zentrales Problem beim grenzüberschreitenden Marktzugang sind die unterschiedlichen Definitionen und Standards für KI-Systeme. Während der EU AI Act klare Kategorien für Hochrisiko-KI-Systeme vorsieht, bewertet die FDA in den USA solche Technologien unter dem Konzept „Software as a Medical Device“ (SaMD) mit eigenen Kriterien. Das führt dazu, dass ein Produkt in der EU als Hochrisiko eingestuft werden kann, während es in den USA weniger streng bewertet wird – ein erheblicher Compliance-Aufwand für Unternehmen.

Zusätzlich erschweren doppelte Datenschutzanforderungen die Arbeit. Unternehmen müssen gleichzeitig die Vorgaben der DSGVO in der EU und die HIPAA-Standards in den USA einhalten. Das kann unterschiedliche Datenarchitekturen erfordern, die speziell auf die jeweiligen Märkte zugeschnitten sind.

Auch die Qualitätsmanagementstandards unterscheiden sich: In der EU gelten ISO 13485 und die MDR (Medical Device Regulation), während in den USA 21 CFR Part 820 maßgeblich ist. Diese Unterschiede bedeuten, dass Unternehmen spezialisierte Compliance-Teams in beiden Regionen benötigen, um den administrativen Anforderungen gerecht zu werden.

Regulatorische Updates und Risikomanagement

Die regulatorischen Rahmenbedingungen für KI-Systeme entwickeln sich in beiden Regionen dynamisch weiter. Unternehmen müssen daher Systeme einrichten, die sowohl FDA-Guidelines als auch EU-Durchführungsverordnungen kontinuierlich überwachen. Ohne ein solches Monitoring besteht das Risiko, wichtige Updates zu verpassen, was zu Verzögerungen oder sogar rechtlichen Problemen führen kann.

Ein bewährter Ansatz im Risikomanagement besteht darin, separate Risikobewertungen für die jeweiligen Märkte durchzuführen und diese in ein übergreifendes Framework zu integrieren. Besonders wichtig ist die Dokumentation von Algorithmus-Updates: In der EU können solche Änderungen eine erneute Konformitätsbewertung erfordern, während in den USA andere Verfahren gelten.

Auch die Anforderungen an die Post-Market-Surveillance (PMS) unterscheiden sich deutlich. In der EU sind Berichte über EUDAMED und nationale Vigilance-Systeme erforderlich, während die FDA auf Real-World Evidence und kontinuierliches Performance-Monitoring setzt. Unternehmen müssen beide Ansätze parallel umsetzen und dabei die unterschiedlichen Zeitrahmen und Berichtspflichten berücksichtigen.

Strategien im digitalen Gesundheitswesen

Eine durchdachte Markteintrittsstrategie beginnt oft mit der Wahl der Marktreihenfolge. Viele Unternehmen entscheiden sich, zuerst den US-Markt zu betreten, da die FDA-Zulassungen häufig schneller erfolgen. Die dabei gewonnenen Real-World-Daten können dann für die Zulassung in der EU genutzt werden – ein Ansatz, der das Risiko minimiert und gleichzeitig Produktverbesserungen ermöglicht.

In der Produktentwicklung hat sich ein modularer Ansatz als besonders effektiv erwiesen. Hierbei werden Kernfunktionen so entwickelt, dass sie regionsübergreifend einsetzbar sind, während spezifische regulatorische Anforderungen durch zusätzliche Module abgedeckt werden. Das betrifft insbesondere Transparenz- und Erklärbarkeitsfunktionen, die in der EU verstärkt gefordert sind.

Partnerschaften mit lokalen Beratungsfirmen, Notified Bodies und FDA-Consultants können den Zulassungsprozess erheblich beschleunigen. Diese Partner bringen nicht nur das notwendige Fachwissen mit, sondern haben oft auch direkte Verbindungen zu den zuständigen Behörden.

Die Kostenoptimierung ist ein weiterer wichtiger Aspekt. Während technische Dokumente und klinische Studien häufig in beiden Märkten genutzt werden können, erfordern Qualitätsmanagement und Post-Market-Aktivitäten oft separate Investitionen. Eine frühzeitige Budgetplanung hilft, unnötige Kosten und Verzögerungen zu vermeiden.

Dr. Sven Jungmann, ein Experte für KI-Strategien im Gesundheitswesen, bietet Keynotes und Beratungen an, um Unternehmen bei der digitalen Transformation und der Bewältigung regulatorischer Herausforderungen zu unterstützen.

Die hier skizzierten Herausforderungen zeigen, wie wichtig flexible Ansätze im digitalen Gesundheitswesen sind – ein Thema, das im nächsten Abschnitt vertieft wird.

Fazit: Regulatorische Komplexität für den Geschäftserfolg meistern

Die EU und die USA verfolgen unterschiedliche Ansätze, wenn es um die Regulierung von KI-Medizinprodukten geht. Die EU setzt mit der MDR, IVDR und dem AI Act auf strenge Vorab-Prüfungen und hohe Transparenzanforderungen. Die FDA hingegen bevorzugt flexiblere, datengetriebene Modelle, die auf kontinuierlichem Lernen aus der Praxis basieren.

Diese Unterschiede verlangen von Unternehmen, ihre Innovationsstrategien grundlegend anzupassen. Es reicht nicht aus, die regulatorischen Anforderungen nachträglich zu berücksichtigen. Stattdessen müssen sie von Beginn an in die Produktentwicklung integriert werden, um beiden Systemen gerecht zu werden.

Ein modularer Ansatz kann dabei helfen. Durch die Entwicklung gemeinsamer Kernfunktionen und länderspezifischer Compliance-Module lassen sich Kosten reduzieren und Markteinführungen beschleunigen. Gleichzeitig sind kontinuierliche Überwachungssysteme unverzichtbar. Regulatorische Landschaften verändern sich ständig – sei es durch neue FDA-Richtlinien, EU-Durchführungsverordnungen oder nationale Interpretationen. Unternehmen, die hier proaktiv handeln, sichern sich einen entscheidenden Zeit- und Marktvorteil.

Neben technischen Lösungen spielen lokale Partnerschaften eine Schlüsselrolle. Investitionen in spezialisierte Beratung und lokale Netzwerke zahlen sich aus. Direkte Kontakte zu Notified Bodies oder FDA-Consultants können Zulassungsprozesse beschleunigen und helfen, regulatorische Risiken frühzeitig zu erkennen und zu minimieren.

Dr. Sven Jungmann unterstützt Unternehmen dabei, KI-Strategien im Gesundheitswesen zu entwickeln und regulatorische Hürden erfolgreich zu überwinden. Mit seiner Erfahrung in digitaler Transformation und Innovation hilft er Organisationen, die Anforderungen beider Märkte sicher zu navigieren.

Unternehmen, die regulatorische Herausforderungen nicht als Hindernis, sondern als Chance begreifen, können sich in einem der spannendsten Felder der Medizintechnik langfristig behaupten. Wer beide Systeme versteht und geschickt navigiert, legt den Grundstein für eine starke und nachhaltige Marktposition.

FAQs

Welche Unterschiede gibt es bei den Anforderungen an Algorithmus-Updates für KI-Medizinprodukte zwischen der EU und den USA?

Die regulatorischen Vorgaben für Algorithmus-Updates bei KI-Medizinprodukten unterscheiden sich erheblich zwischen der EU und den USA. In den Vereinigten Staaten hat die FDA klare und fortschrittliche Richtlinien eingeführt, die den Umgang mit Software-Updates präzise regeln. In der Europäischen Union hingegen fehlt es derzeit an vergleichbaren, einheitlichen Vorgaben. Stattdessen liegt die Verantwortung für die Überprüfung und Genehmigung solcher Updates stärker bei den benannten Stellen.

Diese Unterschiede können dazu führen, dass Hersteller in der EU mit einem höheren Maß an Unsicherheit umgehen müssen, während der Prozess in den USA strukturierter und vorhersehbarer ist. Unternehmen sollten diese Abweichungen unbedingt berücksichtigen, wenn sie ihre Produkte planen und umsetzen.

Wie können Unternehmen die regulatorischen Herausforderungen für KI-Medizinprodukte in der EU und den USA bewältigen?

Unternehmen können regulatorische Anforderungen meistern, indem sie die spezifischen Vorgaben der EU und der USA sorgfältig analysieren und gezielt darauf eingehen. In der EU verlangt die MDR (Medical Device Regulation) eine detaillierte klinische Bewertung sowie den Nachweis von Sicherheit und Wirksamkeit. Das bedeutet oft einen höheren Aufwand und umfangreiche Dokumentation. In den USA hingegen bietet die FDA mit dem 510(k)-Verfahren eine schnellere Zulassung, wenn das Produkt einem bereits zugelassenen ähnelt. Dadurch sind weniger umfangreiche klinische Daten erforderlich.

Ein weiterer Ansatz besteht darin, vorhandene Datensätze zu nutzen, solange diese nicht für Training oder Tests verwendet wurden. Dabei müssen die Daten unabhängig validiert und für alle relevanten Subpopulationen statistisch aussagekräftig sein. Eine frühzeitige Zusammenarbeit mit Zulassungsbehörden und der Einsatz von Experten für regulatorische Fragestellungen können den gesamten Prozess zusätzlich effizienter gestalten.

Wie unterscheiden sich die Aufgaben der Benannten Stellen in der EU von denen der FDA in den USA bei der Zulassung von KI-Medizinprodukten?

In der EU sind Benannte Stellen dafür verantwortlich, die Konformitätsbewertung von KI-Medizinprodukten durchzuführen. Bevor ein Produkt auf den Markt kommt, prüfen sie, ob es die Anforderungen der EU-Medizinprodukte-Verordnung (MDR) erfüllt.

In den USA übernimmt diese Aufgabe die FDA (Food and Drug Administration). Sie bewertet die Sicherheit und Wirksamkeit von KI-Medizinprodukten im Rahmen eines Zulassungsverfahrens, dessen Umfang von der Risikoklasse des jeweiligen Produkts abhängt.

Ein zentraler Unterschied liegt in der Struktur der zuständigen Institutionen: Während die Benannten Stellen in der EU als unabhängige Organisationen fungieren, ist die FDA eine staatliche Behörde. Dies wirkt sich direkt auf die Zulassungsverfahren und die regulatorischen Anforderungen aus.

Verwandte Blogbeiträge

BUCHUNG

Kontakt und Buchung

Gerne nimmt meine Agentur Athenas Kontakt mit Ihnen auf, um die Rahmendaten sowie mögliche Termine zu klären – einfach das Kontaktformular ausfüllen!

*“ zeigt erforderliche Felder an